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Das Girokonto ermöglicht die bargeldlose Zahlungsabwicklung rund um den Globus und ist aus dem heutigen Finanzsystem nicht mehr wegzudenken.
Im Folgenden geben wir dir einen Einblick in die Entwicklung des Girokontos und klären über den Ursprung des Finanzproduktes auf.
Inhalt
Bargeldloser Zahlungsverkehr im Mittelalter und Hawala-System
Der Ursprung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs reicht Überlieferungen zufolge bis in die frühmittelalterliche Zeit des 11. Jahrhunderts zurück.
In dieser Zeit erfolgten die Zahlungsanweisungen vorerst mündlich auf regionaler Ebene und ab dem 14. Jahrhundert gebietsübergreifend in schriftlicher Form.
Zur gleichen Zeit entstand in den islamisch geprägten Ländern des Nahen Ostens das Hawala-System, das noch heute fortwährend auf internationaler Ebene existiert.
Dabei handelt es sich um ein Finanzsystem auf Vertrauensbasis, bei dem ein Hawala-Händler den Geldtransfer über einen anderen Händler ohne Bankkonto abwickelt.
Giroverkehr in Deutschland: Hamburger Bank und Deutsche Reichsbank
Die Entwicklung des Bankenwesens sowie der Start des Giroverkehrs begann in Deutschland im Jahr 1619 mit der Gründung der Hamburger Bank.
Dort kam zunächst die kontenmäßige Verrechnung zum Einsatz, die von Geldwechslern aus Italien europaweit etabliert wurde.
Demnach stammt der Begriff Girokonto aus dem Italienischen, wobei Giro übersetzt Kreis oder Kreislauf bedeutet.
Durch die Gründung der Deutschen Reichsbank im Jahr 1875 in Berlin wurde der Zahlungsverkehr der Giroeinrichtung auch für Privatleute zugänglich gemacht.
Allerdings war die Nutzung des Girokontos, auch Sichtkonto genannt, aufgrund des hohen Mindestguthabens in Höhe von 1.000 Mark nicht für jeden Bürger möglich. Somit richtete sich der Service vorrangig an Unternehmen und wohlhabende Bankkunden.
Die Deutsche Reichspost und die Einführung von Postscheckverkehr
Ab 1908 begann die Deutsche Reichspost durch die Einrichtung von 13 Postscheckämtern mit der Einführung des Postüberweisungs- und Scheckverkehrs. Dieses Angebot ermöglichte der breiten Bevölkerung die Teilnahme am bargeldlosen Zahlungsverkehr.
Zusätzlich bestand für die Bürger die Möglichkeit, ein Sparkonto zu eröffnen, welches im Vergleich zur Deutschen Reichsbank an günstigere Konditionen gebunden war.
Lohn- und Gehaltszahlungen in der Ära vor dem modernen Girokonto
Bevor die modernen Girokonten den Finanzmarkt eroberten, erfolgte die Auszahlung der Löhne und Gehälter an die Arbeitnehmer wöchentlich, zweiwöchentlich oder monatlich in bar. Dabei wurde das Bargeld vom Arbeitgeber in einer Lohntüte aus Papier übergeben.
Oftmals war die Tüte mit der jeweiligen Lohnabrechnung inklusive Steuerabzüge bedruckt. Des Weiteren wurde die Gehaltstüte von Unternehmen und Organisationen als Medium für Werbezwecke verwendet.
Bankautomation und Computerisierung: Die Verbreitung von Girokonten in den 1950er-Jahren
Ab 1957 realisierten immer mehr Unternehmen in sämtlichen Wirtschaftszweigen die Lohn- und Gehaltszahlungen über das bargeldlose Überweisungssystem der Banken. Ebendarum war der Beginn der 1960er-Jahre das Ende der Lohntüte.
Ein Jahr später führte das Postscheckamt in Hamburg den ersten EDV-gestützten Dauerauftragsdienst für den Inlandszahlungsverkehr ein.
Fortan wuchs die Zahl an Großbanken, wodurch die Abwicklung von Gehaltszahlungen per Überweisung auf die Konten von Banken und Sparkassen erfolgte. Zudem setzte der zunehmende Einsatz von Computern und Datenverarbeitungssystemen den Grundstein für die flächendeckende Einführung von Kontonummern und Bankleitzahlen in den 1970er-Jahren.
Schlussendlich gelang es den Finanzinstituten, ab 1990 im Rahmen der Bankautomation ihr System umfassend auf eine beleglose Zahlungsabwicklung umzustellen.
Ab 1968 fand die EC-Karte mit Magnetstreifen Einzug in das Finanzsystem, womit ab 1979 das Abheben von Bargeld an Geldautomaten möglich war. Somit entwickelte sich das Zahlungskonto zu einem umfangreichen Finanzprodukt, mit dem Kontoinhaber in Sekundenschnelle Überweisungen und Lastschriften tätigen oder einen Dauerauftrag erteilen können.
Weiterentwicklung von Girokonten, Online-Banking und Neobanken im 21. Jahrhundert
Heute im 21. Jahrhundert ist das Girokonto ein fester Bestandteil des Finanz- und Wirtschaftssektors. Die wichtige Stellung, die das Girokonto einnimmt, kommt durch das Zahlungskontengesetz (ZKG) zum Ausdruck, wodurch jeder Bürger Anspruch auf ein guthabengeführtes Basiskonto hat.
Im Hinblick auf die Weiterentwicklung sind Direktbanken im Zuge der globalen Digitalisierung auf dem Vormarsch. Durch ortsunabhängiges Online-Banking in Kombination mit einer günstigeren Konditionengestaltung lösen diese Finanzinstitute den Service der traditionellen Filialbanken ab.
Zusätzlich revolutionieren volldigitale Neobanken und FinTech-Banken mit innovativen Technologien den Finanzmarkt. Dort profitieren sowohl Privatkunden als auch Unternehmer, die ein Geschäftskonto führen, von modernen Features und umfangreichen Finanzverwaltungstools.
Durch diese neue Form des Bankings ist eine Kontoeröffnung innerhalb weniger Minuten per Smartphone-App möglich.